Kurzwellenfunkstation SE-222

SE-222

Die SE-222 war die erste Kurzwellenfunkstation der Schweizer Armee mit Einseitenband-Modulation (SSB). Sie löste anfangs der Sechzigerjahre eine ganze Reihe bisheriger Grossfunkstationen ab. Ursprünglich nur für den Einsatz auf Stufe Division vorgesehen, wurde sie bald auch für die Stufen Armee und Armeekorps beschafft. Bei der Truppe wurde jedoch der im Vorfeld so hoch gejubelte SSB-Betrieb kaum je benutzt: Sie hatte sich inzwischen bereits an die Sprachqualität der FM-Stationen gewöhnt. Die SE-222 wurden deshalb praktisch ausschliesslich für Schreibfunkverbindungen eingesetzt (F1B). Der Syn-Krypto-Betrieb mit dem gerade noch rechtzeitig fertiggestellten KFF 58 machte das möglich. Damit war der Durchbruch endlich geschafft: Funkfernschreiben löste die Morsetelegrafie ab! Fortan rekrutierte man für die Funkerschulen kaum mehr Morsepioniere - jetzt waren Leute gefragt, die des «10-Fingersystems» mächtig waren ...
Einsatz bei der Truppe
1958 - 1987
Einsatzstufe(n)Grosse Verbände
Einsatzzweck(e)
Kommandofunk
 
Hauptbetriebsart
Schreibfunk
 
NetzbildungZweiernetze, Mehrfachnetze
Beschaffung
1956 - 1964
526
 
ZuteilungFunkerkompanien, Fliegerfunkerkompanien
Einsatz in Kombination mitKFF/TC 58/68
Vorgängergerät(e)SE-210, SE-300, SE-302
Nachfolgegerät(e)SE-430
Liquidation
1995
 
Einsatz in anderen ArmeenOesterreichisches Bundesheer (228 Stationen)

Anfangs der Fünfzigerjahre entwickelte Zellweger auf eigenes Risiko eine eigene Kurzwellenstation für tonlose Telegrafie, Einseitenband-Telefonie und Fernschreibtelegrafie. Die Prototypen wurden 1954 vorgeführt und überzeugten sofort. Die ersten Truppenerprobungen erfolgten noch mit dem Fernschreiber ETK und dem TC 53. Bei gestörter Funkverbindung kam es vor, dass die automatische Chiffrierung aus dem «Tritt» geriet. Mittels Einbau einer Synchronisationseinrichtung im Folgegerät KFF/TC wurde das Problem behoben.

Entwicklung bei
Zellweger AG, Uster
 
Entwicklungsjahr(e)
1950 - 1954
Hersteller
Zellweger AG, Uster
 
Produktionsjahr(e)
1955 - 1964
Absetzbarkeit (Antenne)
60 m
Empfangs- und Sendeantenne
 
Frequenzbereich(e)
1.7 - 3.5 MHz
 
Frequenzwahl
durchstimmbar
100-kHz-Stufen + Grob/Fein-Einstellung
 
Modulationsart(en)
Morsetelegrafie, tonlos, Trägertastung
 
Schreiben, Trägerumtastung
 
Sprechen, Einseitenband, Träger unterdrückt
 
Absetzbarkeit (Fernbetrieb)
1.8 km
KFF über Feldkabel F-2E
 
Sendeleistung
100 W
A1A, F1B (Reduktion durch aut. Regelung bei Fehlanpassung
 
200 W
J3E (PEP)
 
RöhrenbestückungHF/NF Verstärker/Osz.: EF 95; Treiber: ECC 82; HF-Endstufe: 4x 6146
Antenne(n)
2 x 37 m (Länge 4 stufig), an Mast aufgezogen
 
Rutenantenne
für SE-Fahrzeug (Fahrtbetrieb möglich)
 
Empfängerprinzip
2 -stufige HF-Verstärkung
 
Filtertechnik (ZF)
Collins Typ F 250 Z 5 (250kHz)
 
Empfindlichkeit< 2 μV bei S/N 3/1
Mobilität/TransportSE-222/m in zwei VW-Kombiwagen inkl. KFF/TC-58/68
SE-222 mit KFF/TC eingebaut in Uem-Spz 63
SpeisungBenzinelektr. Aggregat 1.2 kW, Netz 220 V/50 Hz
Benzinelektr. Aggregat 400W für Fernbetrieb
Bordbatterien mit Wechselrichter in Uem-Spz 63
Abmessungen (BHT)je 380 x 420 x 310 mm für SE, Speisegerät, Zubehörkasten
Gewicht
185 kg
gesamtes Funkmaterial (ohne KFF/TC-55/68)
 
1670 kg
betriebsbereites Stationsfahrzeug
 
1420 kg
betriebsbereites Fernbetriebsfahrzeug
 

Sowohl der Sprechbetrieb J3E als auch der Fernschreibebetrieb mit KFF/TC-58/68 erforderte eine hohe Frequenz-Stabilität und eine genaue Einstellung (innerhalb ±10 Hz). Zu Beginn der Verbindung hatte der Operateur die Empfangsfrequenz zu justieren. Dies erfolgte mittels hörbarer Überlagerung des Empfangssignals mit einem internen Tongenerator (1800 Hz). Das führte zu einer Schwebung. Je niedriger deren Frequenz war, desto genauer war die Übereinstimmung von Sende- und Empfangsfrequenz. Man nannte diesen Prozess «Schwebungsnull einstellen» (s. Audio-Clip «Schwebungsnull SE-222»).

Seite drucken | nach oben